Wenn eine Frau in der Menopause an Gewicht zunimmt, gibt sie entweder den fehlenden Hormonen die Schuld (wenn sie keine Hormonbehandlung macht) oder den Hormonen, die sie gerade einnimmt.

Nachfolgend ist zu sehen, dass es häufig gar nicht an den Hormonen liegt, wenn es zu einer Gewichtszunahme kommt.

Zunächst folgt ein Blick auf die Statistik, um eine objektive Vorstellung zu erhalten.

Übersicht 1

Gewichtszunahme in der Menopause
ohne Hormonbehandlung mit Hormonbehandlung
44 %nehmen an Gewicht zu (4 bis 6 kg)

52 % haben ein unverändertes Gewicht 4 %nehmen an Gewicht ab (2,5 bis 7,5 kg)

31 % nehmen an Gewicht zu (4 bis 7 kg) 67 %haben ein unverändertes Gewicht 2 %nehmen an Gewicht ab
Übersicht 2

Gewichtszunahme nach einer Hysterektomie

Teilhysterektomie

(operative Entfernung der Gebärmutter)

Totalhysterektomie

(operative Entfernung der Gebärmutter

und der Eierstöcke)

35 % nehmen an Gewicht zu 56 %haben ein unverändertes Gewicht 9 % nehmen an Gewicht ab 50 %nehmen an Gewicht zu

33 % haben ein unverändertes Gewicht

17 %nehmen an Gewicht ab

Übersicht 3
Körpergewicht bei Frauen im Alter von 52 bis 58 Jahren
43 % haben Übergewicht (davon sind 27 % im medizinischen Sinne fettleibig) 52 % haben ein normales Körpergewicht 5 %haben Untergewicht.

Die Statistik wäre unvollständig, wenn die durchschnittliche Entwicklung des Körpergewichtes vom zwanzigsten bis zum zweiundfünfzigsten Lebensjahr außer Acht gelassen würde.

Die Durchschnittliche Entwicklung des Körpergewichtes
Pic 9

An diesen Statistiken wird Folgendes deutlich:
– Nicht einmal jede zweite Frau leidet in der Menopause an Übergewicht (43 %);
– Es kommt seltener zu einer Gewichtszunahme, wenn sich die Frau einer Hormonbehandlung unterzieht (31 %gegenüber 44 %);
– Im Falle einer Hysterektomie stellt sich am häufigsten eine Gewichtszunahme ein (50 %).
Des Weiteren ist bemerkenswert, dass nach der Pubertät die Entwicklung des Körpergewichtes konstant verläuft, da innerhalb von dreißig Jahren (vom zwanzigsten bis zum fünfzigsten Lebensjahr) eine Gewichtszunahme von durchschnittlich 10 kg zu verzeichnen ist (von dreiundfünfzig auf dreiundsechzig Kilo).

Paradoxerweise nimmt das Körpergewicht in der Menopause (nachdem die Fünfzig überschritten wurde) nicht so stark zu.

Die Erfahrung der Ärzte hat im Übrigen gezeigt, dass die Frauen, die in der Menopause an Gewicht zunehmen (mit oder ohne Hormonbehandlung), bereits vorher an Übergewicht litten. Wie anhand der Übersicht 3 zu sehen ist, sind 27 %dieser Frauen sogar fettleibig.

Entgegen der weit verbreiteten Annahme kommt es in der Menopause somit nicht automatisch zu einer Gewichtszunahme. Das zusätzliche Gewicht stellt sich nur dann ein, wenn bereits Übergewicht vorliegt.

Die Frauen nehmen also nicht deshalb an Gewicht zu, weil Hormone fehlen oder eine Hormonbehandlung durchgeführt wird, sondern weil Stoffwechselstörungen, die durch die physiologischen Veränderungen im Körper ausgelöst wurden, zu einer Bildung von Fettreserven führen.

Die Neigung des Organismus, Fettreserven anzulegen, lässt sich am besten daran messen, inwieweit Hyperinsulinismus vorliegt.

Es wurde nachgewiesen, dass durch die fehlenden Östrogene die Glukoseverträglichkeit und die Insulinempfindlichkeit herabgesetzt wird, was eine Insulinresistenz zur Folge hat, die durch eine erhöhte Insulinproduktion zum Ausdruck kommt.

In der Wing-Studie, die 1983 in Pennsylvania durchgeführt wurde, wird das Ausmaß dieses Phänomens deutlich.

Insulinspiegel in der Menopause
Übergewicht nüchtern 2 Std. nach der Zunahme­
Einnahme von Koeffizient
75 g Glukose
1 bis 3,3 kg 48 260 5,4
3,4 bis 6,5 kg 50 280 5,6
6,6 bis 10,6 kg 52 320 6,1

Diese Übersicht zeigt sehr deutlich:
– dass in der Menopause der Insulinspiegel nach der Glukose-einnahme übermäßig stark ansteigt;
– dass der übermäßige Anstieg des Insulinspiegels durch Übergewicht noch verstärkt wird.
Je dicker man also ist, umso mehr leidet man an Hyperinsulinismus und umgekehrt.